In den 1930er Jahren war Sanford Meisner (1905-1997) Mitglied des legendären Group Theatres in New York. Diese Gruppe junger amerikanischer Theaterpioniere hatte sich ausschließlich Ensemblegeist auf die Fahnen geschrieben. Die Lehren Konstatin Stanislavkis waren Grundlage ihrer Arbeit, die später viele namhafte Schauspieler, Regisseure, Dramatiker und Schauspiellehrer hervorbringen und die gesamte Theater- und Filmwelt des 20. Jahrhunderts beeinflussen sollte.
Auch zwei der bei uns wohl am bekanntesten Schauspiellehrer gingen aus dem Group hervor: Lee Strasberg und Stella Adler. Jedoch führten Uneinigkeit in der Interpretation der Lehren Stanislavskis über die Erzeugung von Emotionen zwischen Strasberg einerseits und Meisner und Adler andererseits unter anderem schließlich zur Auflösung des Group Theatres. Noch während Meisner am Group Theatre als Schauspieler aktiv war, entwickelte er am Neighborhood Playhouse eine Abfolge von Übungen, die seiner Überzeugung und Interpretation von Stanislavskis System entsprachen: der Schauspieler erhält seine Emotionen aus der Fähigkeit heraus, sich in die fiktiven Umstände der Geschichte hineinzuversetzen, indem er sich seiner Vorstellungskraft bedient. „Acting is the ability to live truthfully under imaginary circumstances“ ist daher die Essenz seines Schauspielansatzes.